Hand mit Zahnrädern

Lernen in der digitalen Welt

19. Juni 2017 | von Gastkommentar

Lernen früher und heute

Zweijährige, die bereits ein Tablet bzw. ein Handy bedienen können – noch vor einigen Jahren ein undenkbares Bild. Heute gehört es zum Alltag.

Wir stecken mitten im Umdenkprozess des Lernens. Lernen verändert sich. Lernen entwickelt sich weiter. Lernen passt sich, wie so vieles, an die neuen Bedingungen an.

Wenn man an Lernen „früher“ denkt, hat man meist ein Bild von einer Schulklasse mit Holzbänken im Kopf. Bei der Tafel steht der Lehrer frontal zu den Schülern und trichtert ihnen den Lernstoff ein. Funktionierte ein Schüler nicht so wie der Lehrer es wollte, wurde er dafür bestraft. Lernen zu dieser Zeit war also hauptsächlich mit Zwang und auch mit großer Angst verbunden.

Im Laufe der Jahre entwickelte sich die Pädagogik weiter. Es wurden Reformen entwickelt die den Lernprozess aus einem völlig anderen Licht betrachteten. Der bis dahin bekannte Frontalunterricht wurde durch andere Lehrformen bereichert – immer mehr wurde der Lehrende in den Mittelpunkt des Lernprozesses gestellt.

Doch nicht nur die Pädagogik – auch die Technik entwickelte sich weiter. Somit erhielten die Lehrenden die Möglichkeit sich mit ganz unterschiedlichen Medien zu beschäftigen. Besonders in den letzten Jahren steigt der Einsatz von digitalen Medien in Lernsituationen an.

Bevor die Veränderung des Lernprozesses durch den Einsatz dieser Medien beschrieben werden kann, muss erstmal der psychologische Hintergrund des digitalen Lernens erläutert werden

Digitales Lernen wird auf folgende drei psychologische Theorien gestützt:

  • Behaviorismus
  • Kognitivismus
  • Konstruktivismus

Der Behaviorismus

Der Behaviorismus erklärt das menschliche Verhalten beim Lernen als „Reiz-Reaktions-Schema“ ohne psychische Vorgänge zu beachten – Der Mensch reagiert nur durch angeborenes oder erlerntes Verhalten

Der Kognitivismus

Der Kognitivismus versteht Lernen als Informationsverarbeitungsprozess, der sich damit beschäftigt wie von außen kommende Informationen und Probleme von Lernenden verarbeitet werden.

Der Konstruktivismus

Der Konstruktivismus geht davon aus, dass „jeder Wahrnehmungs-, Erkenntnis- und Denkprozess auf den Konstruktionen des Beobachters beruhen und es demnach keine objektive Wahrnehmung der Welt gibt.“ d.h. dass die Informationen nicht von außen kommen, sondern sich selbst im menschlichen System selbst über Konstruktionsprozesse erzeugen.

Die drei hier angeführten psychologischen Theorien stützen das Lernen in der digitalen Welt und besonders der Konstruktivismus ist es, was digitales Lernen ausmacht – die intrinsische Motivation zum Lernen, sowie die Eigenaktivität und die Selbstorganisation des Lernprozesses als entdeckendes, problemorientiertes Lernen.

Entwicklung von Medienkompetenz

Durch die Veränderung der Lernumgebungen im Laufe der Jahre hat sich auch ein neuer Kompetenzbegriff entwickelt – die Medienkompetenz.

Der Begriff der Medienkompetenz gliedert sich nach Baake

  • Medienkritik
  • Medienkunde
  • Mediennutzung
  • Mediengestaltung

Ziele der Medienkompetenz sind nach Baake

  • die umfassende Nutzung neuer Medien muss erlernt werden um sie als hilfreiche Instrumente nutzen zu können
  • kritische Kompetenz gegenüber einer überwältigenden Masse an unterschiedlichen Informationen und Medien

Dies den Lehrenden zu vermitteln wird zukünftig einen großen Teil des Lernprozesses ausmachen.

Zur Autorin:

Mag. Tanja Swaton, BSc ist Erziehungswissenschaftlerin für technische Erwachsenen- und Berufsbildung und Trainingsmanagerin bei Messfeld GmbH. Studium der Erziehungswissenschaft und Bildung an der Alpen Adria Universität Klagenfurt.  Zuständig für die Entwicklung zahlreicher Schulungen und Lehrgänge im technischen Aus- und Weiterbildungsbereich.

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