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Predictive Maintenance bei der SBB AG: Wer weiß, wie’s funktioniert? Die Schweizer!

15. Februar 2018 | von Agnieszka Jonczy

Urs Gehrig, Leiter Competence Center Predictive Maintenance bei der SBB, gibt Einblicke in den erfolgreichen Einsatz innovativer Werkzeuge wie Predictive Maintenance und RCM.

Von 10. bis 12. April 2018 trifft sich die Instandhaltungsbranche bei den INSTANDHALTUNGSTAGEN in Salzburg (Österreich). Der Branchentreffpunkt steht dieses Jahr unter dem Motto Exzellente Instandhaltung als DER Motor für produzierende Unternehmen! Urs Gehrig gibt in seinem Vortrag Einblicke in ein innovatives Unternehmen im Bahninfrastruktur und -Rollmaterial-Sektor und schlägt die Brücke zu den Herausforderungen in Fertigungsbetrieben. Wir haben Ihn vorab interviewt:

Interviewer: Die Instandhaltung führt in produzierenden Unternehmen oft ein Schattendasein. Als Kostenstelle abgetan wird sie unter Wert verkauft. Wir denken, exzellente Instandhaltung ist Motor in produzierenden Unternehmen. Herr Gehrig, Sie sind in einem renommierten Unternehmen, welches Infrastruktur (Fahrweg) und Rollmaterial betreibt, für das Competence Center Predictive Maintenance zuständig. Sie setzen sich konzernweit dafür ein, dass ‚der robuste Betrieb von Anlagen zu LC-optimierten Kosten durch einen geeigneten Instandhaltungs-Mix ermöglicht werden kann‘, wie sie selbst sagen. In Ihrem Fall ist mit ‚Anlagen‘ das Rollmaterial der SBB gemeint, was sind diesbezüglich aktuell Ihre größten Herausforderungen?

Gehrig: Unsere größten Herausforderungen sind einerseits der aus Wettbewerbsanforderungen herauswachsende Kostendruck und andererseits die immer weiter steigende Komplexität der Flotten, bedingt durch Software, Sensorik, Elektronik, beispielsweise bei Leit- oder Zugbeeinflussungssystemen. Hier gilt es alle Faktoren abzuwägen und praktikable Vorgehensweisen zu finden.

 

Kostendruck und Komplexitätssteigerung als größte Herausforderungen

 

I: Stichwort ‚Predictive Maintenance‘ – Predictive Maintenance wird aktuell als ‚das Wundermittel‘ für alle möglichen Anlagenbereiche und Problemstellungen angeführt. Können Sie aus Ihrer Erfahrung heraus Vorbedingungen ableiten, die eine sinnvolle Einführung vorausschauender Methoden ermöglichen? Einfach gefragt – unter welchen Bedingungen macht PdM aus Ihrer Sicht Sinn und wann nicht?

G: Zunächst ist es ist wichtig, die gesamte Klaviatur des Instandhaltungs-Mix zu beherrschen; dazu gehört auch Predictive Maintenance. Dennoch ist PdM unter Nutzung heutiger Bigdata-Infrastruktur und Analytik-Kompetenz noch ein Lernfeld; zudem liegen im Bereich des Rollmaterials erschwerte Bedingungen vor, da die Assets stets in Bewegung sind und im Rahmen des Betriebskontexts gewissen betrieblichen Schwankungen unterworfen sind; das macht die Bildung und Nutzung von zuverlässigen Datenreihen schwierig.

 

Es ist wichtig, die gesamte Klaviatur des Instandhaltungs-Mix zu beherrschen; dazu gehört auch Predictive Maintenance

 

I: Sie bedienen sich der Methode RCM Reliability Centered Maintenance – noch so ein ‚Modewort‘. Welchen Mehrwert liefert Ihnen der bewusste Blick auf Risikopotentiale?

G: Wir sehen RCM klar als Schlüsselkomponente in der systematischen Weiterentwicklung der Instandhaltung; sie definiert uns den Instandhaltungs-Mix je System eines Fahrzeug-Typs in einem bestimmten Betriebskontext.

RCM schafft auch – bezogen auf den Betrieb des Rollmaterials – eine wichtige Grundlage für das Nutzen und Bespielen der Digitalisierung; wenn wir uns bei einer bestimmten Ausfallart („failure mode“) für „run to failure“ entscheiden, macht der Einsatz von Sensorik kaum Sinn.

Zudem ist RCM ein Mittel, die Instandhaltungs-Kompetenz im Unternehmen zu stärken, die Erkenntnisse aus dem Betrieb strukturiert abzubilden; damit kann Transparenz geschaffen werden. RCM hilft auch, im Unternehmen einheitliche Standards in der Instandhaltung zu etablieren.

 

I: Herr Gehrig, Sie werden in Ihrem Vortrag im Rahmen der INSTANDHALTUNGSTAGE auch auf die ‚notwendigen Schritte hin zur Wirkung‘ eingehen. Können Sie den Leserinnen und Lesern vielleicht schon einen wichtigen Schritt verraten?

G: Unserer Ansicht nach ist die technisch, betriebliche Auseinandersetzung mit Systemen von erheblicher Bedeutung; Die Funktion(en) eines Systems und Ursachen-Wirkungs-Zusammenhänge für den Ausfall einer Funktion zu kennen sind Voraussetzung, um „das Richtige zu tun“, sei es „run to failure“ oder Nutzen eines „Machine Learning“ Ansatzes zur wirksamen Verhinderung von Störungen.

I: Eine persönliche Frage zum Abschluss: Sie haben eine technische und eine juristische Ausbildung, sind aktiver Musiker und in einer Fasnachtsclique aktiv. Wie sieht Ihr Team aus, das sich mit Ihnen gemeinsam den o.a. Herausforderungen stellt?

G: Wir haben für die Einführung von RCM ein Kernteam mit Führungspersönlichkeiten aus Flottentechnik, Komponenten-Technik, Instandhaltungs- sowie Business-IT-Verantwortlichen gebildet; die meisten Mitglieder haben einen technischen Hintergrund (Ingenieur) mit Zusatzausbildung, bspw. MBA sowie Kaizen-Kompetenz.

 

 

Die INSTANDHALTUNGSTAGE (10. bis 12. April 2018, Salzburg) sind ein beliebter Branchentreffpunkt für Experten und Praktiker aus der Instandhaltung mit einer stark wachsenden Nachfrage. Vernetzung, Erfahrungs- und Wissensaustausch stehen im Mittelpunkt.

Die Veranstaltung wird von den Firmen dankl+partner consulting gmbh | MCP Deutschland GmbH und Messfeld GmbH abwechselnd in Salzburg und Klagenfurt organisiert. Alle Infos: www.instandhaltungstage.at

 

 

 

 

 

Zur Person:

Urs Gehrig, lic.iur., Dipl. El-Ing. HTL
Senior Consultant Unternehmensentwicklung und seit Mitte 2017 Leiter des Competence-Center (CoC) Predictive Maintenance SBB. Herr Gehrig hat eine Ausbildung als Dipl. El.-Ing. HTL und lic.iur., arbeitete mehrere Jahre im Bereich des Patentwesens, bevor er 2012 bei SBB Cargo AG einstieg und als Führungsunterstützung des COO Asset Management (Rollmaterial) tätig war. Seit Ende 2015 ist er als Senior Consultant für die Weiterentwicklung der Instandhaltungsstrategie Bei SBB Personenverkehr Operating zuständig und Leiter des Innovationsmanagements für diese Organisationseinheit mit 7‘500 Mitarbeitenden. Operating ist mit der Beschaffung, Instandhaltung, Modernisierung und dem Betrieb sämtlichen Rollmaterials von SBB Personenverkehr verantwortlich. Als Leiter des CoC Predictive Maintenance setzt sich Herr Gehrig konzernweit dafür ein, dass der robuste Betrieb von Anlagen zu LC-optimierten Kosten durch geeigneten Instandhaltungs-Mix ermittelt werden kann.